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Deutsches Ärzteblatt: „Sponsoring beeinflusst Verordnungsverhalten von US-Onkologen“

Veranstaltungssponsoring wirkt. Die Offenlegung von Sponsoringgeldern kann jedoch zumindest dazu beitragen, die entsprechenden Mechanismen transparenter zu machen.

Das Deutsche Ärzteblatt berichtet in seiner Ausgabe vom 10. April 2018, dass eine Studie in JAMA Internal Medicine (2018; doi: 10.1001/jamainternmed.2018.0776) einen Nachweis dafür gefunden hat, dass Hersteller von Krebsmedikamenten damit rechnen können, dass die Ärzte ihre Präparate vermehrt verordnen, wenn sie zuvor zu kostenlosen Mahlzeiten, Fortbildungen oder Kongressen eingeladen wurden. Wie immer bei reinen Beobachtungsstudien kann die Untersuchung eine Kausalität zwischen den finanziellen Zuwendungen und den Verordnungen nicht beweisen. Die Autoren finden jedoch keine andere Erklärung für die Assoziationen.

Ob dieses Ergebnis, das bei Onkologen in den USA für Präparate bei zwei Krebsarten für hochpreisige Wirkstoffe festgestellt wurde, auch auf weniger kostspielige Wirkstoffe oder den deutschen bzw. europäischen Kulturkreis übertragbar sind, wird damit noch nicht beantwortet. Allerdings würde es dafür auch an geeigneten Daten fehlen, denn die Arzneimittelhersteller in den USA sind gesetzlich verpflichtet, jede Zuwendung im Gegenwert von über 10 US-Dollar an Ärzte offenzulegen. Diese Zuwendung kann zudem auch im Internet eingesehen werden.

In Deutschland legen nur wenige Ärzte Industrie-Zuwendungen offen, denn hier ist eine Offenlegung von Zuwendungen der Pharmaindustrie keine Pflicht, sondern freiwillig. Laut dem gemeinnützigen Recherchezentrum „Correktiv“ habe im Jahr 2016 nur jeder vierte Arzt zugestimmt, dass die erhaltenen Zuwendungen vom Sponsor veröffentlicht werden. Im Jahr zuvor waren es auch nur 31 %, d.h. die Bereitschaft ist rückläufig. Dazu hat sicher beigetragen, dass die erstmalige Veröffentlichung für reichlich negative Reaktionen geführt hat, statt die Bereitschaft dieser Ärzte anzuerkennen.

In einer Datenbank können Ärzte recherchiert werden, die ihre Zuwendungen offenlegen und auch solche, die Zahlungen der Industrie grundsätzlich ablehnen. Das gemeinnützige Recherchezentrum „Correktiv“ hat eine „Null-Euro-Ärzte“-Datenbank gestartet. Hier können sich Mediziner eintragen, die im zurückliegenden Jahr kein Geld von der Pharmaindustrie für Vorträge und Fortbildungen angenommen haben. Diese Ärzte erscheinen in der Datenbank mit dem Betrag „0 Euro“. „Correktiv“ zufolge haben davon im vergangenen Jahr 71.000 Ärzte in Deutschland Gebrauch gemacht.